Die Geschichte der Trachtenkapelle Heuweiler

(Aus der Festzeitschrift zum 110.sten Jubiläum, 1997) von Franz Hugo Schwörer, bearbeitet von Günther Geissler)

 

Die Gründung:

Die Gründungsversammlung - über die noch ein Dokument mit den Unterschriften der Gründungsmitglieder vorhanden ist- fand am 19.September 1887 ins Marzelle Stube statt. Sicher ist, dass diese Gründungsversammlung eine Vorgeschichte –vielleicht eine jahrelange- hatte und ihr manche Besprechung und Planung vorausging.
Gründungsdokument vom 19.09.1887Der Wunsch, eine eigene Musik im Dorf zu haben, war bestimmt allgemein in der Bevölkerung vorhanden, aber wie so oft waren es einzelne, tatkräftige, musikliebende Männer, die aus dem Wunsch die Tat werden ließen. Vergleicht man das Gründungsdatum des Vereins - 1887 - mit dem von Musikvereinen aus Ortschaften etwa gleicher Größe im Lande, so ist eine gewisse Häufigkeit von Vereinsgründungen im dritten Viertel des vergangenen Jahrhunderts auffällig. Dies ist kein Zufall, sondern hat geschichtliche Hintergründe. Mit der siegreichen Beendigung des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71, der nationalen Einigung und Reichsgründung flammte eine Lohe auch 1887 geboren: Margarete Fräßle und Remigius Sailervaterländischer Begeisterung auf. Im Gefolge einer wirtschaftlichen Blütezeit und allgemeinen Aufschwungs machte sich ein optimistisches Lebensgefühl breit, das sich unter anderem in der Gründung vieler Vereine, vor allem von Musik- und Gesangvereinen, niederschlug. Diese Vereinsgründungen allerorten ließen auch in Heuweiler den Wunsch aufkommen, nicht zurückzustehen und auch eine eigene Musik zu haben. Sie sollte auch nicht Selbstzweck sein, sondern vor allem die Feste des Kirchenjahres wie Fronleichnam, Patrozinium, Kirchweih und den Weißen Sonntag verschönern, aber auch Frohsinn und Geselligkeit in der Gemeinde heben.
Treibende Kräfte zur Vereinsgründung müssen Lorenz Schultheiß, Marzell Heitzmann und Josef Reichenbach gewesen sein, Ihnen wurde auch gleich und in den späteren Jahren immer wieder die Vorstandschaft übertragen. Merkwürdigerweise taucht der Vereinsname »Eintracht« in den Protokollen oder sonstigen Notizen zunächst überhaupt nicht auf. Erstmals erwähnt wird er in den erneuerten Satzungen, die am 11. März 1920 aufgestellt wurden. Der Verein hatte in den ersten Jahren nach der Gründung sehr mit finanziellen Schwierigkeiten, vor allem für die Beschaffung von Instrumenten, zu kämpfen und - für uns heutige kaum vorstellbar - hatten die Musiker zu ihren Opfern an Zeit und Mühen noch Beiträge zu leisten. Zum Glück gab es auch damals hochherzige Förderer, wie Remigius Bank, der dem Verein bei der Gründung 200 Mark vorstreckte, damit die Instrumente bezahlt werden konnten. Wenige Monate nach der Gründung traten den neun Mann der ersten Stunde, welche da sind:
Lorenz Schultheiß, Marzell Heitzmann, Josef Reichenbach, Remigius Bank, Ludwig Bank, Friedrich Bank, Franz Jos. Dörr, Andreas Heitzmann, Karl Dörr,
bereits drei neue Aktive bei: Joseph Schwehr, Christian Dörr, Wilhelm Über. 
Zwei Jahre später, im Oktober 1889, werden Friedrich Schill, Werner Stiegeler, Friedrich Dörr und Johann Blattmann in den Verein aufgenommen. Ausschlaggebend für die Aufnahme war in denIn diesem Haus, genannt s´Marzelle, fand die Gründungsversammlung statt frühen Jahren des Vereins nicht nur die Erwartung guter Musikalität, sondern auch die eines ordentlichen Lebenswandels. Darauf, dass bei allem Idealismus auch Schwierigkeiten und Unstimmigkeiten auftauchten, lässt eine Das älteste, bekannte BildBemerkung vom September 1892 schließen. Sie lautet: »Es wurde behandelt und beschlossen, den Verein weiter fortzuführen.« Welcher Art die Unstimmigkeiten waren, darüber schweigen sich die Blätter aus. Am 30. Oktober 1896 wurde verhandelt und beschlossen, ". . . die sich zum Vereinmeldenden Karl Wiehle und Hermann Über als aktive Musiker, erster als Tampor, zweiter als Hornist, in der Hoffnung und Voraussetzung treuer Pflichterfüllung aufzunehmen". Unter dem 12. September 1897 - früher wurden die Generalversammlungen immer im September als Gründungsmonat abgehalten - wird beschlossen, "zur zehnjährigen Gründungsfeier jedem aktiven Mitgliede eine Photographie zu verehren".

 

 

 

 

 


Damals schon Trachtenkapelle:

Wie auf dem Bild zu sehen, war die "Musik" damals schon eine Trachtenkapelle; alle tragen den üblichen schwarzen Anzug, darunter ein weißes Hemd mit einem schwarzen Halsbändchen. Einzig die Musikermütze vermittelt den Eindruck einer gewissen Uniformierung. Wenn es uns die sonst so karg gehaltenen Niederschriften nicht verrieten, wüsste oder vermutete wohl keiner mehr, dass imFahnenweihe Militärverein Heuweiler 1908 Dorf auch der Mangel an einem Gesangverein empfunden und der Versuch unternommen wurde, weil zu einem eigenen Gesangverein in dem kleinen Dorf wohl nicht genügend Mitglieder aufzutreiben waren, ihn mit der Musik zu kombinieren. Am 17. Jänner 1903, also etwas mehr als 15 Jahre nach der Gründung, wurde der Beschluss gefasst, mit der Blasmusik einen »vierstimmigen Männergesang zu vereinigen«. Allerdings mit der ausdrücklichen Bestimmung, daß die Musik darunter nicht leiden dürfe. Die dem Verein als Sänger sich zugesellenden Mitglieder Fr. Josef Schwehr, Josef Fräßle und August Handschuh galten aber nur als passive Mitglieder, hatten andererseits aber Stimmrecht und durften an Vereinsausflügen und dergleichen teilnehmen. Die Sang- und Musikproben wurden am gleichen Abend abgehalten. Wie lange diese Verbindung gehalten hat, ist leider wieder nirgends aufgeschrieben, es scheint aber nicht all zu lange, weil von keinen Auftritten berichtet wird. In ein finanzielles Tief geriet der Verein 1908, was ihn veranlasste, an die Gemeinde ein Gesuch um einen jährlichen Zuschuss von ». nur 30 bis 40 Mark aus der Gemeindekasse zu bitten«. Das mit den gestiegenen Dirigenten- und Notenkosten begründete Ersuchen wird vom Gemeinderat aber abgelehnt und dem Verein geraten, das Geld durch eine Sammlung oder durch Veranstaltungen hereinzubringen und sich von der Gemeinde nicht abhängig zu machen, die selbst in keiner besonders guten Geldlage sich befinde. In der nächsten Generalversammlung wird dann der Beitrag, den die aktiven Musiker zu leisten haben, von monatlich 40 auf 50 Pf erhöht; im Vergleich zu heute dürfte das etwa so viel sein, wie wenn ein heutiger Aktiver zum Musikmachen noch monatlich 5-8 Euro bezahlen müßte. Ein Ereignis in der sonst doch sehr vom ruhigen Gleichmaß beherrschten Zeit fällt in das gleiche Jahr 1908; es ist die Fahnenweihe des Militärvereins Heuweiler. Wie eingangs schon angedeutet, stärkte der siegreiche Ausgang des Siebziger Krieges das nationale Bewußtsein ungemein. Heimgekehrte Teilnehmer dieses Krieges schlossen sich in Kriegervereinen (welch martialisches Wort!) zusammen. In manchen Familien ist die alte Photographie noch erhalten. Erhalten und heute als kostbare Erinnerung an die Vorväter gehütet ist auch die rotsamtene, seidengestickte Fahne, die von den Frauen und Jungfrauen des Dorfes gestiftet wurde. Sie war für die Älteren von hohem Symbolgehalt und wurde bei allen Festlichkeiten mit getragen, beim Begräbnis eines Veteranen dann über dem offenen Grab gesenkt. Diese Fahne wurde durch Josef Dörr, dem späteren Bürgermeister, dadurch über die erste, strenge Zeit der französischen Besatzung nach 1945 hinweggerettet, daß er sie an einem geheimen Ort versteckte. Ein Militärverein lebte verständlicherweise nach den bitteren Erfahrungen zweier Kriege nicht mehr auf. Die Fahne wurde der Musik und der Feuerwehr zu treuen Händen übergeben. Weil der Musik- und der Militärverein zwar jeweils eigenständige Vereine waren, aber doch zusammengehörten - was hätte ein Militärverein damals ohne schmissige Marschmusik gemacht? - und oft gemeinsam in Erscheinung traten, beschaffte sich der Musikverein keine eigene Fahne und besitzt aus diesem Grunde bis heute keine, kann aber mit einigem Recht diese alte Fahne mit als die seine betrachten.


Unerhellte Jahre der Vereinsgeschichte:

Mit dem Bericht über die Neuwahl der Vorstandschaft am 15. Januar 1910 mit dem Ergebnis : Erster Vorstand und Kassier Marzell Heitzmann, Schriftführer Josef Reichenbach und dem Vermerk ». Die Gewählten erklären die Wahl nur mit dem Vorbehalt einer Bedenkzeit annehmen zu wollen« bricht das Protokollbuch ab und findet erst im Juni 1920 seine Fortsetzung. Es ist anzunehmen, daß einige Seiten aus dem Ordner, in dem die Berichte lose geheftet waren, verlorengegangen sind. Den Beweis, daß der Verein weiter existierte, erbringt ein altes »KASSA-BUCH« mit entsprechendenFahne des Militärvereins Heuweiler Einträgen (bis 1914).Nach Aussage der ältesten Einwohner, die befragt wurden, spielte die Musik, so gut es ging, auch noch in den ersten Jahren des 14er Krieges am Herrgottstag und Patrozinium. Aktenmäßig liegen diese zehn Jahre Vereinsgeschichte also ziemlich im dunkeln, und das Vereinsleben erfuhr durch den Krieg und die schweren Nachkriegsjahre eine starke Beeinträchtigung. Vorstände waren in der Zeit der Gründung bis zum Ersten Weltkrieg folgende Männer:
1887-1894 Lorenz Schultheiß
1894-1896 Friedrich Schill
1896-1902 Marzell Heitzmann
1902-1906 Johann Blattmann
1906-1908 Johann Bank
1908-1910 Johann Blattmann
1910- ? Marzell Heitzmann
Kassier war von 1887 bis 1. Weltkrieg Marzell Heitzmann. Für den gleichen Zeitraum hatte das Amt des Schriftführes Josef Reichenbach inne. An Dirigenten der ersten Epoche sind noch bekannt Hauptlehrer Kienzler und Dirigent Kleisle.

 

 


Zwischen den beiden Weltkriegen:

Was kann man erwarten vom kulturellen Leben dieser zwanzig Jahre, eingespannt zwischen die Eckpfeiler zweier schrecklicher Weltkriege und einer parteipolitischen Zwangsherrschaft unter dem Nationalsozialismus? Doch auch hier obsiegte der Wille der menschlichen Natur, aus der Not herauszukommen und das Leben so gut wie möglich zu gestalten. Nach dem Wiederbeginn 1920 (nachDie aktiven Musiker beim 40jährigen Jubiläum 1927 dem Kassa-Buch schon 1919) ging es, abgesehen von gewissen Zwistigkeiten, die es um 1922 gegeben zu haben scheint, wieder aufwärts. Umzug in Bleibach am 25.5.31Die Proben wurden bis 1924 im Rebstock abgehalten, dann in der Laube. Im Winterhalbjahr waren es monatlich sechs bis acht, im Sommer meist vier. Die »Musik«hatte sich auch wieder fürs Theaterspielen begeistert. Bis 1927 fanden die Aufführungen aber nicht an Weihnachten, sondern an Fastnacht auf einer provisorischen Bühne im Grünen Baum, aber auch in der Laube statt. Als 1926 Heuweiler das »elektrische« Licht aufging, wurde ein Lichtfest gefeiert, bei dem die Musik natürlich auch mit wirkte. Eine bis heute fortgeführte Tradition nahm 1927 ihren Anfang, als die Musiker erstmals einen Narrenumzug durchs Dorf organisierten. Erstmals in größerem Rahmen feierte die Musik 1927 ein Jubiläum, nämlich das 40jährige. Der Festplatz lag auf Sailers « Hausmatte (wo heute der Neubau von Franz Strecker steht). Dazu waren neun auswärtige Musikvereine und 5 Gesangvereine erschienen (die Musikvereine Glottertal, Kapelle Rohrer Glottertal, Suggental, Buchholz, Denzlingen, Siensbach, Niederwinden, Oberwinden und Katzenmoos; die Gesangvereine Glottertal, Wildtal, Zähringen, Gundelfingen und der Kirchenchor Glottertal).Nach einem Festzug durchs geschmückte Dorf Begrüßung durch Bürgermeister Karl Dörr. Die Festrede hielt Hauptlehrer Hermann Nägele. Auch eine Reihe von EhrungAufnahme vom 27.Juni.1935en wurden vorgenommen.

 

 

 

 

 

 

 


Während des Dritten Reiches:

Zeitgeschichtlich interessant ist es auch, wie sich der Verein, soweit aus den Berichten zu erhellen, in der Zeit des Dritten Reiches verhalten hat. In den ersten Jahren nach der »Machtübernahme« 1933 spürte man wenig von einer Politisierung; zwangsweise mußte der Verein allerdings dem »Reichsverband für Volksmusik« beitreten. Nur die nötigsten, unumgänglichen und verordneten Pflichtübungen wurden absolviert, wenngleich die gemäßigte, vermittelnde und ausgleichende Linie, die der Vorstand jener Jahre im Einvernehmen mit den meisten Mitgliedern steuerte, einigen wenigen überzeugten Anhängern der NS-Ideologie im Verein nicht gefiel und es darüber zu Spannungen, Belastungen und Austritten kam. Ins Jahr 1934 fällt ein Ereignis, das das ganze Dorf mobilisierte, die Einweihung des »Kriegerdenkmals« im Kirchenwald am 26. August. Da auch heute noch dieser Ort der Stille unweit des Bergfriedhofes gerne aufgesucht wird, ist es interessant, wasDie alten Böller-Schützen im Kirchenwald die Vereinsschrift über die Einweihung schreibt: Früh morgens Wecken durch die Musik (und sicher auch mit Böllerschüssen), Antreten zum gemeinsamen Kirchgang der örtlichen Vereine. Nach dem Amt begab sich die Gemeinde in den nahe gelegenen Kirchenwald, wo Pfarrer Hug die Weihe des Ehrenmals der im Weltkrieg gefallenen Helden vornahm. Musik und Kirchenchor umrahmten die Feier. Das Foto links, aufgenommen beim Kriegerfest am 26.8.1934»Grünen Baum «, zeigt ganz vorn die Musiker. Um die Fahne geschart präsentieren sich die Mitglieder des Kriegervereins. Die Gruppe links, ebenfalls mit einer Fahne, stellte den in jenen Jahren florierenden Schützenverein mit umgehängten Gewehren dar. Die »Böllerschützen«, die hohen kirchlichen und weltlichen Festen mit dem Dröhnen ihrer kanonenartigen Mörser eine besondere Note geben, haben mit den Schützen nichts weiter zu tun. Während der Schützenverein nach dem 2. Weltkrieg nicht mehr auflebte, nimmt die Zunft der Böllerschützen auch heute noch ihr lang überkommenes Amt, Salut über Berg und Tal zugeben, wahr. Am 27. Juni 1937 feierte der Musikverein sein 50-jähriges Bestehen mit der Teilnahme von sieben auswärtigen Kapellen und dem Männergesangverein Glottertal, Musikverein Buchholz, Denzlingen, Glottertal, Oberried, Wittental, Vörstetten und Wettelbrunn). Die Festrede hält diesmal ein Parteifunktionär aus Freiburg. Am 3. Februar 1938 starb mit Marzell Heitzmann einer der Gründer des Vereins; er hatte 25 Jahre Vorstandsposten inne.

 

 

 


Düstere Ahnungen:

Schon in der Generalversammlung vom 15. Januar 1939 ahnt man, dass das neue, soeben begonnene Jahr Schweres bringen wird. Es heißt im Bericht dieser Versammlung ganz lapidar: "Entschlüsse wurden keine gefasst, da man nicht weiß, was das kommende Jahr noch bringen wird." Mit diesem Protokoll der Jahreshauptversammlung 1939 schließt das Vereinsbuch, das in den zurückliegenden Jahren wesentlich ausführlicher und für den heutigen Leser anschaulicher geführt wurde. Es findet seine Fortsetzung erst wieder 1947 im »Bericht über die Neugründung« vom 22. Juni 1947. Dazwischen liegen für Volk und Gemeinde und den Einzelnen schwere, not- und sorgenvolle Jahre. Folgende Musikkameraden sind nicht mehr aus dem Krieg nach Hause zurückgekehrt, gefallen oder an Krankheit gestorben:
gefallen: Alfred Dörr, Hermann Schwehr, Alfons Disch, August Kaltenbach
im RAD (Reichsarbeitsdienst) gestorben: Karl Friedrich Strecker

Dirigenten und Vereinsvorstände seit 1923:
Dirigent:
Julius Bernauer, Waldkirch 1923 –1925
Johann Blattmann, Heuweiler 1925-1926
Kleisle, Denzlingen 1926-1931
Otto Winkler, Freiburg 1931-1934
Hermann Pahls, Freiburg 1934-1938
Götz, Freiburg 1938- ?

Erster Vorstand :
Karl Dörr 1923-1925
Franz J. Über 1925 –1926
Karl Dörr 1926-1933
Josef Bank 1933 –1939
Fridolin Blattmann 1939 –1940

Zweiter Vorstand:
Karl Strecker 1926-1931
Josef Bank 1931-1933
Karl Fräßle 1933-1934
Josef Rau 1934 –1935
Karl Dörr 1935 –1937
Ab 1937 sind keine zweiten Vorstände mehr verzeichnet.

Schriftführer:
Josef Dörr 1924-1926
Franz Josef Über 1926-1930
Georg Schultheiß 1930 –1933
August Kaltenbach 1933 –1939

Kassier:
Friedrich Schill 1927-1928
Hermann Meder 1928 –1939


Wiedergründung 1947:

Der dritte und längste Abschnitt in der Vereinsgeschichte beginnt 1947, also schon zwei Jahre nach Beendigung des verheerenden Zweiten Weltkrieges. Am 4. Juni 1947 trafen sich mehrere am Wiederaufleben des Musikvereins Interessierte im Gasthaus »Zum Rebstock« »zwecks Neugründung des Musikvereins«, wie es heißt. War das Leben nach dem Zusammenbruch auch schwer und hatte man unter vielerlei Mangel zu leiden, so ging es doch weiter, und gerade in schweren Zeiten braucht der Mensch etwas, was ihn über die Alltagssorgen hinaus hebt. Zutiefst auch war die »Musik« im allgemeinen Bewusstsein der Bevölkerung, aber auch im Wunsch und Willen der alten Musiker verwurzelt, um nicht danach zu streben, ihr Werk und ihre Aufgabe zum Nutzen der Gemeinde und Freude der Mitmenschen fortgeführt zu sehen. Mit der Bereitschaft einiger alter Musiker, das Vereinsschiff wieder flott zu machen, und der Begeisterung der Jungen sollte das Vorhaben gelingen. Die Namen der Musiker, die früher, also in der Zeit zwischen den beiden Kriegen, in der Kapelle spielten und die den Verein praktisch hinüberretteten, sind:
Franz Josef Über, Landwirt und Ortspolizeidiener,
Karl Wiehle, genannt >Wiehlevatter<<, Seiler
Josef Hager, genannt »Hager-Sepp<<, Maurer
Friedrich Schill, »de Schmied<<
Georg Schultheiß, »Schulze-Schorsch<<, Landwirt
Hermann Hoch, Mechaniker
Franz Dörr, »‘s Franzseppe Franz«, Friseur

Die Namen der beigetretenen »Neuen« sind:
Wilhelm Disch, Josef Dörr (Baß), August Holzer, Fritz Meßmer, Hermann Über, Josef Schwehr, Hermann Dörr, Anton Engler, Max Holzer, Vinzenz Scherzinger, Franz Über.

Man muß sich auch bald einig geworden sein, denn es wurde sofort eine Vorstandschaft gebildet. Natürlich kamen nur vereinserfahrene der »alten Garde« in Betracht.
Als Erster Vorstand stellte sich Franz J. Über zur Verfügung. Zweiter Vorstand wurde Josef Hager, Kassier Hermann Hoch, Schriftführer Franz Dörr. Als Dirigent wurde Herr Adolf Kümmerle aus Denzlingen gewonnen. Seine große Liebe zur Musik bewies Franz J. Über auch dadurch, dass er es auf sich nahm, die »Neuen« auf ihren Instrumenten zu unterweisen. Insgesamt aber ist all diesen Männern der alten »Eintracht« unvergessener Dank zu zollen für ihren Idealismus und ihre Treue zur Sache der Musik. Festgehalten sei aber auch, dass eine größere Anzahl von Mitbürgern diesen Schritt mit ihrem Beitritt als Passiv-Mitglieder unterstützte. Auch dieser sog. Passiv-Mitglieder, deren Rolle in einem Verein meist unterschätzt wird, die den Verein nicht nur durch ihren finanziellen Beitrag unterstützen, sondern ihn ideell mittragen, ein besonderes Wort des Dankes und der Anerkennung. Der Mitgliedsbeitrag betrug damals 2 Mark im Jahr. Schon zum Patroziniumsfest im Oktober des gleichen Jahres erfolgte der erste Auftritt in Form eines Platzkonzerts. Als Vereinslokal wurde der »Rebstock<< bestimmt. Hermann Hoch, der Rechner des Vereins, war damals Rebstockwirt.
An Instrumenten waren vorhanden:
1 Es-Klarinette, 3 B-Klarinetten, 3 Flügelhörner, 2 Trompeten, 2 Es-Hörner, 3 B-Hörner oval, 3 B-Hörner gerade, 2 B-Bässe, 1 große Trommel ohne Becken, 1 kleine Trommel.
Verhältnismäßig bescheiden nehmen sich die damaligen jährlichen Aktivitäten gegenüber heute aus. Sie beschränken sich auf Platzkonzerte an Ostern und am Remigisunntig, der Begleitung der Erstkommunikanten am Weißen Sonntag, Vorantritt und Spiel bei der Fronleichnamsprozession, vorheriges Wecken am Herrgottstag, Besuch einiger Gartenfeste in der näheren Umgebung, dem traditionellen Kilbitanz und der Weihnachtsveranstaltung, meist mit Theater. Mit den Dirigenten Alfred Trunz aus Waldkirch, der von 1949 bis 1956 mit zweijähriger Unterbrechung von 1950 bis 1952, in welcher Zeit die Herren Saum, Schulze und Strübin diese Aufgabe übernahmen, die Kapelle leitete, und Herrn Alois Riffel aus Freiburg (1956-1961) begann eine Zeit straffer musikalischer Führung und zielbewusster Aufbauarbeit. Bisher hatte der Verein unter häufigem Dirigentenwechsel gelitten, wie hier ersichtlich:
1947-1948 Herr Adolf Kümmerle aus Denzlingen
1948-1949 Herr Saum aus Glottertal
1949-1950 Herr Trunz aus Waldkirch
1950 Johann Blattmann, Heuweiler (aushilfsweise)
1950-1951 Herr Schulze aus Freiburg
1951-1952 Herr Strübin
1952-1956 Herr Trunz aus Waldkirch
1956-1961 Herr Alois Riffel aus Freiburg
1961-1979 Herr Albert Schätz1 aus Krozingen-Hausen a. d. M.
1979-1979 Herr Edward Rossa aus Freiburg

1979-1981 Herr Wilhelm Graf aus Heuweiler
1981-1989 Herr Gerhard Braun aus Holzhausen
1989-1995 Herr Christian Thomann aus Bleibach
1995-1999 Herr Gerhard Frey aus Denzlingen
1999- 
        Herr Wilfried Riessle aus St. Märgen
Zur dringlich gewordenen Instrumentenbeschaffung wurde 1952 eine allgemeine Haussammlung durchgeführt. Sie ergab in bar den Betrag von 894,50 DM. Die Waldbesitzer von Heuweiler spendeten 9,60 Festmeter Holz im Wert von 781 DM, die von Föhrental (zu Föhrental hatte Heuweiler immer eine gute Beziehung) 5,39 Fm im Wert von 326 DM. Damit konnten 12 neue Instrumente beschafft und 7 umgestimmt werden. Höhepunkte in der Vereinsgeschichte, die sonst von einem gewissen Gleichmaß im Ablauf der jährlichen Auftritte und Veranstaltungen gekennzeichnet ist, waren die Jubiläen. Aufnahme von 1955Das 70jährige Gründungsfest wurde 1957 auf Linders Wiese im Ortskern gefeiert, An ein Festzelt war damals noch nicht zu denken, es wurde nach alter Väter Sitte im Grünen gefeiert. Ein tannenreisgeschmücktes, mit einer Plane überdachtes Podium war aufgeschlagen, auf dem die Musikkapellen ihre Auftritte gaben und getanzt wurde. Girlanden und Fähnchen schmückten den Festplatz. Der damalige Präsident des Oberbadischen Blasmusikverbandes Rechtsanwalt Straub von Waldkirch ehrte mit dem goldenen Ehrenzeichen für 40jährige Mitgliedschaft Karl Wiehle und Johann Blattmann. Das silberne Ehrenzeichen erhielten Franz Josef Über, Friedrich Schill, Hermann Hoch, Josef Dörr (später Bürgermeister), Karl Dörr (Altbürgermeister) und Georg Schultheiß. Anton Engler, der Vorstand im Jubiläumsjahr, zeichnete in seiner gediegenen Ansprache ein anschauliches Bild vom Werden des Vereins und seiner siebzigjährigen Geschichte.
Das dreiviertel Jahrhundert des Bestehens wurde 1962 vom 7. bis 9. Juli erstmals in ganz großem Rahmen gefeiert. Aufs Vogtsbure Matte am Taubenbach wurde eintausend Personen fassendes Festzelt errichtet. Das Festbankett am Freitagabend wurde eröffnet vom Jubelverein unter der Leitung eines Dirigenten Albert Schätz1 mit der »Intrate« und »Premiere«, beide von Hartwig. Franz H. Schwörer, Oberlehrer in Heuweiler, der zu Anfang dieses Jahres die Vorstandschaft übernommen und in dem erstmals in der Geschichte des Vereins einem Nichtaktiven das Vertrauen zur Vereinsleitung übertragen wurde, hielt die Begrüßungs- und Festrede und umriss die wechselvolle Geschichte des Vereins. Musikalische Leckerbissen waren die Darbietungen der Stadtmusik Emmendingen unter der Leitung von Musikdirektor Kleinschmidt und des Musikvereins Kollnau. Dass die Stadtmusik Emmendingen ins kleine Heuweiler kam, war den Beziehungen von August Holzer zu danken, der dort als Posaunist aktiv war. Der Besuch der Kollnauer ging auf den »Klasse-Trompeter« Karl Ganz (Ganz-Karli) zurück, der gleichzeitig der Kollnauer Musik angehörte, auch in Kollnau wohnte und immer mit seinem Motorrad zu Proben und Veranstaltungen nach Heuweiler kam. Nicht weniger begeistert aufgenommen wurden die Vorträge der Musikvereine Suggental und Freiburg-St. Georgen, des Kirchenchors Heuweiler und des Männergesangvereins Glottertal. Sechzehn Gastvereine, Reiter- und Kutschengruppen nahmen am Festzug am Sonntag teil und gaben ein buntes Bild ab. Am nachmittäglichen Festkonzert beteiligten sich die Kapellen aus Buchenbach, Denzlingen, Glottertal, Gundelfingen, Hochdorf, Hirsingen (Elsaß), Kollmarsreute, Neuershausen, Niederwinden, Ottoschwanden, Siegelau, Unterprechtal und Vörstetten. Da es allerorten allmählich Sitte- oder Unsitte? - wurde, große bunte Abende mit Künstlern von Bühne, Funk und Fernsehen aufzuziehen, wollte auch Heuweiler hierin nicht zurückstehen und organisierte für den Sonntagabend ein abwechslungsreiches, teils artistisches, teils musikalisches Programm. Mit einem Kinderfest am Montagnachmittag und Tanzvergnügen am Abend wurde ein erfolgreiches Fest abgeschlossen, in dessen Verlauf der Stellenwert, den der Musikverein in der Bevölkerung genießt, wieder recht deutlich wurde. Hervorzuheben ist aber auch und dankbar anzuerkennen die große Bereitschaft, mit der die Bevölkerung dem Verein bei der Bewältigung eines so großen Festes helfend zur Seite stand; sei es hinter der Theke zur Bewirtung, sei es als Bedienung, als Festführer und Festjungfrauen, die jedem Gastverein beigegeben wurden. Bei solchen Anlässen zeigte sich immer wieder der Wille und die Bereitschaft zu gegenseitiger Hilfe unter den Vereinen, aber auch ihr Zusammengehörigkeitsgefühl, ein Anliegen, das vor allem dem Musikverein stets Leitlinie war. Begleiten wir einmal stellvertretend für andere Jahre den Musikverein in großen Zügen durch ein Vereinsjahr.
Es soll das Jahr 1965 sein..:
Das lesen wir im Protokollbuch (Schriftführer Bernhard Dörr):
30. Januar: Rehessen im Grünen Baum. (Ein Dank an die Musiker und ihre Frauenfür die vielen Mühen das Jahr hindurch.)
17. Februar wurde die Generalversammlung im Schulhaus abgehalten. (Dabei wird die Marschrichtung für. das kommende Jahr festgelegt, bestimmt, an welchen Festen der Verein mitwirkt, Vorstand und Dirigent sprechen zu organisatorischen und musikalischen Problemen, die Musiker haben Gelegenheit zu Fragen und sachlicher Kritik.) Mit Probengläsern werden die Musiker für fleißigen Probenbesuchgeehrt.
28. Februar, Fastnachtssonntag, veranstaltete der Musikverein einen Narrenumzug durchs Dorf. Er beginnt wie immer im Hintertal beim Rainhof. Unterwegs werden viele Stationen eingelegt und Sprüche gemacht. Dargestellt wird eine Alkohol-Verkehrskontrolle. Am Ende des Fastnachtsumzugs dürfte es wohl gestimmt haben, dass die Mitspielenden mehr Alkohol im Blut hatten als Blut; denn aus allen Häusern heraus wurde den Musikanten und Spaßmachern etwas zu trinken gereicht, Abends war im Grünen Baum Tanz und Prämierung der besten Masken.
27. März: Dem ehemals aktiven Musiker Friedrich Meßmer wurde zu seiner silbernen Hochzeit ein Ständchen gespielt, danach Einladung der Musiker in die Laube.
31. März; Der Musikverein geleitete mit Trauerweisen das langjährig passive Mitglied, Alt-Laubenwirt Stefan Baumann, zur letzten Ruhe.
18. April, Ostersonntag: Das vorgesehene Platzkonzert kann wegen starken Regens nicht durchgeführt werden. Ostermontagabend Tanz im Grünen Baum.
24. April, Samstag: Beerdigung des aktiven Ehrenmitglieds Franz Josef Über mit Trauermärschen. Vorstand Schwörer hob bei der Kranzniederlegung die hohen Verdienste des Verstorbenen bei der Wiedergründung 1947 hervor. Damals hatte er alle jungen Anfänger auf ihren Instrumenten angelernt.
25.April, Weißer Sonntag: Der Musikverein begleitete die Erstkommunikanten mit Prozessionsweisen vom Schulhaus zur Kirche. Nach dem Gottesdienst Platzkonzert vor der Schule.
1.Mai: Maiwecken in aller Frühe.
6.Mai: Teilnahme durch Musik an der Hochzeit des jungen Grünen-Baum-Wirts Hans Bank. (Der Familie Bank ist die Musik zu großem Dank verpflichtet für die Zurverfügungstellung des Saales bei allerlei Veranstaltungen.)
30. Mai: Ausflug nach Hofsgrund. Auf dem Hinweg wurde dem früheren Aktiven Hermann Scherzinger, jetzt Revierförster bei St. Wilhelm, ein Besuch abgestattet, Musikgemacht und in fröhlicher Runde ein Fässchen Bier geleert. Treffen mit der Hofsgrunder Berg-Musik, gemütliche Stunden bei Bewirtung und Musik.
11. Juni: Musikalische Umrahmung beim Pokal-Turnier des Sportvereins.
17. Juni: Teilnahme an der Fronleichnamsprozession und am Nachmittag bei der Pfarrfamilienfeier.
17. Juli: Mitwirkung bei einem Gartenfest in Norsingen
31. Juli Der Musikverein nimmt Abschied von dem Jungmusiker Wilfried Fräßle, der bei einem tragischen Verkehrsunfall in Denzlingen ums Leben gekommen ist.
1.August: Musikalische Mitwirkung beim Waldfest des Musikvereins Gundelfingen.
29. August: Großen Beifall findet der Musikverein Heuweiler beim 60jährigen Stiftungsfest des MV Saig mit seinen Darbietungen im Festzelt.
26. September, Remigiussonntag, Patrozinium: Platzkonzert nach der Vesper am Nachmittag.
1.Oktober: Herrn Laubach und Frau, Gönner und Freund des Vereins, wurde im Glottertal zur silbernen Hochzeit ein Ständchen gebracht.
3. Oktober: Dem Dirigenten Albert Schätz1 in Scherzingen einen Besuch abgestattet, den Einwohnern von Scherzingen zu ihrem Kirchenfest ein kleines Konzert geboten.
17. Oktober: Traditionelle Kilbi-Veranstaltung im Grünen Baum mit Gabenverlosung und Tanz.
24. Dezember: Am Heiligen Abend spielt eine Abteilung zur Einstimmung weihnachtliche Weisen vom Bühl herab ins Dorf.
26. Dezember, Stephanstag: Nachmittags Kindervorstellung mit gleichzeitiger Hauptprobe. Abends kleines Weihnachtskonzert, anschließend Aufführung von zwei Theaterstücken, einem ernsten, ,,Familie in Not“, und einem Luststück, ,,Die verpfuschte Kur«.Das Theater wurde, da es großen Anklang fand, am 2. und 6. Januar wiederholt.
Die zahlreichen Proben der Gesamtkapelle und der Tanzabteilung kommen zu diesen Verpflichtungen noch hinzu! Im Vereinsjahr 1965 zählte der Musikverein 27Aktive. Auch im folgenden lässt sich nur in großen Zügen die Vereinsgeschichte der letzten zwanzig Jahre darstellen.
Das achtzigjährige Bestehen - es wäre 1967 fällig gewesen - wurde nicht gefeiert, weil in diesem Jahr die Feuerwehr mit der Weihe ihrer neuen Fahne, verbunden mit Kreisfeuerwehrfest, »dran« war, selbstverständlich unter intensiver Mitwirkung der Musik.
Stark engagiert war die Musik auch bei der Einweihung des neuen Sportplatzes der DJK 1968.
Im gleichen Jahr nahm die Gesamtkapelle an einem Kritikspiel in Freiburg teil, sie konnte mit dem Ergebnis sehr zufrieden sein. Gut schnitten auch wieder unsere Jugendlichen bei einem Jungmusiker-Wettbewerb in Malterdingen im folgenden Jahr am 17.5.1969 ab.
Für das in den vergangenen Jahren ausgefallene Jubiläum veranstaltete der Musikverein vom 12.-14. Juli 1969 ein Sommerfest, an dem am Samstagabend die Musikvereine Kollnau, Siegelau, Denzlingen, die Bergkapelle Hofsgrund, die Postmusik Freiburg und der auf Besuch gekommene Freundschaftsverein Ebersberg mitwirkten sowie die Männerchöre aus Glottertal und Wildtal. Am Sonntag gestalteten das Musikprogramm die Trachtenkapelle Glottertal, die Musikvereine Buchholz, Kollmarsreute, Sexau, Hausen a. d. M. und Freiamt. Es darf, es muss an dieser Stelle gesagt werden, dass es dem Musikverein Heuweiler bei derartigen Festen in erster Linie immer darauf ankam, der Bevölkerung und darüber hinaus einem blas- und volksmusikfreudigen Publikum gute Blasmusik großer Bandbreite vorzustellen und zu bieten, nicht die finanzielle Seite, das Geschäft. Bereits ein Jahr später, am 30. 5. 1970, stellte sich wieder eine Gruppe Jugendlicher bei einem Wettbewerb einer fachkundigen Jury in Merzhausen bei Freiburg.


In der neuen Tracht:

Nicht schlecht geschaut und gestaunt hat die Bevölkerung, als die Kapelle am Sonntagabend - es war der 5. Juli 1970 - nach der Rückkehr aus Ebersberg in ihren neuen Schwarzwälder Trachten mit klingendem Spiel von der Laube durchs Dorf marschierte. Nur ein engster Kreis und einige Eingeweihte hatten gewusst, dass die Musik sich neu eingekleidet hat. Die Anschaffung dieser Tracht, die für ihre Träger nicht nur eine Äußerlichkeit bedeutet, sondern innere Verbundenheit mit Heimat und Brauchtum, hat sich als richtig erwiesen; die Kapelle bietet so bei allen Anlässen einwürdiges, repräsentables Bild. Die graue, an Luftwaffensoldaten erinnernde Uniform war als Vorgängerin der Tracht etwa zehn Jahre getragen worden.
Mit einem Ständchen gratulierte die Musik im Namen der Bevölkerung Oskar Binninger zur Wahl als Bürgermeister von Heuweiler am 4. Oktober 1970. Am 2. Juli 1972 nahm die Trachtenkapelle selbstverständlich am Verbandsmusikfest in Gundelfingen teil. Mit vielen Gastkapellen aus der näheren und weiteren Umgebung feierte der Musikverein vom 14.-16. Juli 1972 sein 85jähriges Bestehen. Es lässt sich leicht vorstellen, welch vielseitiges und abwechslungsreiches Musikprogramm die Kapellen aus Kollnau, Buchholz, Sexau, Ebersberg, die Männerchöre aus Wildtal und Glottertal, die Musikvereine Norsingen, Gundelfingen, Holzhausen, Burkheim, Denzlingen, Vörstetten, Kollmarsreute, Glottertal, Hausen a. d. M., Tunsel, Ballrechten und Lapoutroie (Elsaß) boten. Für 25jährige Treue wurden von Vizepräsident Jäger (Herbolzheim) als Aktive geehrt: Anton Engler, Josef Dörr (Baß), Hermann Dörr, Max Holzer, August Holzer, Josef Schwehr, Vinzenz Scherzinger und Franz Über. Die fünf Jahre bis zum 90jährigen waren neben dem »üblichen« ausgefüllt mit Frühjahrs-, Wunsch- und Bezirkskonzerten, der musikalischen Mitwirkung bei Bürgerversammlungen und Gemeindefeiern, der Alemannischen Woche in Freiburg, den Baden-Württembergischen Heimattagen (einmal sogar in Pforzheim), dem unentgeltlichen Spiel in Krankenhäusern und Altersheimen.
Am Jungbläserwettbewerb in Teningen am 11. Mai 1974 nimmt auch wieder eine Gruppe aus Heuweiler teil. Nachdem im Februar 1975 die Vereinssatzungen neuaufgestellt und mit einem entsprechenden Antrag beim Registergericht - Amtsgericht Freiburg eingereicht wurden, wird er ein „eingetragener Verein“. Der offizielle Titel heißt nun »Musikverein Heuweiler - Trachtenkapelle e.V.«. Die Aufnahme in den »Bund Heimat und Volksleben« als Trachtenkapelle erfolgte am 14. März 1976.Mit der erneuten Teilnahme an einem Wertungsspiel am 15. Mai 1977 in Freiburg-St.Georgen unterzieht sich der Verein einer selbstkritischen und leistungssteigernden Kontrolle und erreicht mit dem Pflichtstück »Prelude Ministure« von E. Mayo und dem Selbstwahlstück »Ungarische Fantasie Nr. 3« von G. Lotterer einen Ersten Rang. 


Die Jahre eilen dahin:

In noch lebendiger Erinnerung ist bei vielen die Feier des 90jährigen »Geburtstages« vom 8. bis 11. Juli 1977 mit Bezirkskonzert auf dem Sportgelände mit großem, farbenprächtigen Umzug am Ehrenvorstand Schwörer beim 90stenSonntagmittag durchs Dorf. Beim Betrachten von Fotos aus diesen Tagen stellt man nicht ohne Betrübnis fest, wie viele von den »Alten«, die immer treu zur Musik standenVerabschiedung vom Ehrendirigenten Albert Schätzl und denen der Musikverein viel bedeutet hat, uns in der Zwischenzeit verlassen haben, doch sind sie uns unvergessen. Beim Festbankett am Freitagabend ehrte Präsident Eugen Faller einige Musiker mit der silbernen Ehrennadel. Er lobte den Verein hinsichtlich der Leistungen im Blasmusikwesen und der Jugendarbeit. Musikalisch umrahmt wurde der Festakt durch die Männerchöre Glottertal und Wildtal, die Ländlerkapelle Willi Willmann und dem Musikverein Windenreute. Am Samstagabend konzertierten der Freundschaftsverein Brücken/Pfalz, Riedern a. Wald, Vörstetten und Wittental. Nach dem großen Festumzug am Sonntagmittag stellten sich über 500 Musiker auf dem Fußballfeld zu einem Gesamtchor auf und brachten einen unüberhörbaren, imposanten Musikgruß dar. Es beteiligten sich Freiamt, Sexau, Suggental, Reute, Buchholz, Denzlingen, Holzhausen, die Trachtenkapelle Glottertal und Trachtengruppen aus Lenzkirch-Kappe1 und Welschensteinach.

 

Aufnahme vom 15.Mai 1977


Aufs 100-jährige zu:

Ein großes Ziel Auch nach dem neunzigjährigen Jubiläum ruhte sich der Verein nicht auf irgendwelchen Lorbeeren aus; im Gegenteil, die Anforderungen und die Aufforderungen, da und dort aufzutreten, wurden immer größer und zahlreicher. Dankbares Publikum fand die Trachtenkapelle immer bei den Kurkonzerten; sei es in Bad Krozingen, Waldkirch oder Glottertal. Es war ein großer Schock für die Kapelle, als im Frühjahr 1979 wegen Krankheit der musikalische Leiter Albert Schätzl den Taktstock aus der Hand legen musste und allmählich klar wurde, dass er wohl nie mehr zu seiner alten Form zurückfinden und so gesund werden würde, dass ihm die Belastungen, die auf einem Dirigenten liegen, zugemutet werden konnten. Herrn Edward Rossa aus Freiburg war es sehr zu danken, dass er in größter Not einsprang und die Kapelle in wenigen Proben so in die Hand bekam, um nach seinen Vorstellungen am anstehenden Bezirkskonzert am 5. Mai in der Festhalle in Vörstetten aufzutreten sowie das vorbereitete Wunschkonzert am nächsten Tag in der Festhalle in Gundelfingen mit großem Erfolg durchzuführen. Mit dieser ersten „Großveranstaltung“ in der Festhalle in Gundelfingen beschritt der Musikverein einen neuen Weg, gewissermaßen heraus aus der Enge des Dorfes. Durch die Bildung der Verwaltungsgemeinschaft war auch Heuweiler Vereinen die Benutzung der Festhalle möglich, und Veranstaltungen für ein zahlreicheres Publikum, für das in Heuweiler keine Räumlichkeiten vorhanden waren, konnten dort durchgeführt werden. Zwar gab es auch skeptische Stimmen, ob die „Heuweilermer“ den Weg nach Gundelfingen und die Hallenatmosphäre akzeptieren würden, aber der durchschlagende Erfolg und der Besuch durch viele Gundelfinger und Wildtäler Musikfreunde gaben dem neuen Kurs recht.
Am 18. November 1979 verabschiedet sich die Trachtenkapelle und die Einwohnerschaft mit einem Konzert von Albert Schätzl, der hier von 1961 an die Musik leitete und der auch mit der Bevölkerung sehr verbunden war. Nach einigen nicht zufriedenstellend verlaufenden Versuchen, einen Dirigenten zufinden, stieß der Verein durch eine Anzeige in der Blasmusikzeitschrift auf Herrn Kapellmeister Wilhelm Graf, der vor nicht langer Zeit altershalber aus der DDR in den Westen ausreisen durfte. Unter seiner schwungvollen Stabführung trat die Trachtenkapelle am 27. April vor die Öffentlichkeit zu einem erfolgreichen Frühjahrskonzert in der Festhalle in Gundelfingen. Ebenfalls unter seiner Leitung und von ihm vorbereitet stellte sich die Kapelle am 10. Mai 1980 einem Wertungsgericht in der Stadthalle in Waldkirch. Wegen Nervosität, so heißt es im Protokoll, reichte es nur zu einem Ersten Rang: »hätten wir so gespielt wie in den Proben vorher, hätten wir sicher dazu die Auszeichnung erhalten«. Leider hielt auch das Verhältnis Dirigent - Kapelle nicht, was man sich anfänglich versprochen hatte, und der Kontrakt wurde am 7. April 1981 wieder gelöst. Nun war die Kapelle wieder schlecht dran. Durch die Vermittlung von Josef Schwehr(Vogts-Sepp) »erbarmte« sich Herr Gerhard Braun der verwaisten Kapelle. Das war nur einmal aushilfsweise gedacht, denn der junge Dirigent hatte bereits einen Verein- Grißheim - zu betreuen. Er begleitete die Heuweiler Musiker nach Nettelkamp in der Lüneburger Heide und leitete dort die musikalischen Auftritte. Die Musiker aus dem Schwarzwald ernteten bei dem norddeutschen Publikum stürmischen Beifall, und herzliche Verbindungen wurden geschlossen. Nach einer beruflich bedingten Unterbrechung, während der unser »Vize« Roland Mößner die Kapelle weiterführte, sagte zur großen Erleichterung aller, besonders der Vorstandschaft, Gerhard Braun zu, die Kapelle zu übernehmen. Mit ihm hatte der Verein einen jungen engagierten Dirigenten, der es sehr gründlich nahm mit seiner Aufgabe, zielstrebig und ernst arbeitet, gleiches aber auch von den Musikern verlangte, andererseits’ ein guter Freund und Kamerad war. Mit ihm hatte die Kapelle schon das große Los gezogen, zumal er auch noch die Jugendausbildung in die Hand genommen hatte. Dies war für den Verein ein Vorteil, den andere Kapellen schon lange genossen, während Heuweiler auf dem Gebiet der Nachwuchsschulung immer Sorgen und Probleme hatte. Das 95-jährige 1982 wurde seiner Nähe zum Hundertsten wegen nur im Rahmen eines Frühjahrskonzerts in der Festhalle in Gundelfingen gefeiert. Dirigent Gerhard Braun stellte sich und seine Kapelle erstmals öffentlich in einem weitgespannten Konzertprogramm vor. Präsident Eugen Faller gratulierte „dem großen Verein in der kleinen Gemeinde“ zu seinem Geburtstag und zu seinen anerkannt beachtlichen Leistungen. Bruno Lindinger, Hermann Meder und Oskar Scherzinger heftete er für 25 Jahre Treue das silberne Ehrenzeichen an. Eine außergewöhnliche und seltene Auszeichnung wurde Vorstand Schwörer mit der Verleihung der „Ehrenmedaille für besondere Verdienste um Förderung der Blasmusik“ für seine 21 jährige Vereinsleitung zuteil. Den zweiten Teil des Blasmusikabends übernahmen mit Beifall reich gefeiert die Wittentäler Vollblutmusiker, den Heuweilermern seit vielen, vielen Jahren gut befreundet. Doch schon ein Jahr später mußte Schwörer aus Gesundheitsrücksichten die Vorstandschaft, die er nun 22 Jahre innegehabt und sie stets als Dienst an der Musik, dem Verein und dem Dorf verstanden hat, in jüngere Hände legen. Hubert Blattmann, ein Enkel sowohl von Johann Blattmann wie von Franz Josef Über, beide um die Musik hochverdiente Männer, wurde das einstimmige Vertrauen ausgesprochen. Wohl bewusst der schweren Aufgabe, die angesichts des bevorstehenden Großjubiläums auf ihn zukommen werde, erklärte er sich bereit, das Amt zu übernehmen. Während des Frühjahrskonzerts 1983, musikalisch und in alter Freundschaft vom Musikverein Holzhausen unterstützt, wurde Schwörer vom Verein mit der neugeschaffenen Verdienstmedaille ausgezeichnet und zum Ehrenvorstand ernannt. Im Jahr vor dem Hundertjährigen füllten zwanzig Seiten das Protokollbuch. Über 50 Auftritte hatte die Kapelle zu bestreiten, die wirklich nicht alle aufgezählt werden konnten, so wenig wie die der Vorjahre, darunter sehr interessante, ehrenhafte und vor internationalem Publikum.1986 nahm der Verein unter der Leitung von Gerhard Braun erstmals in der Oberstufe an einem Wertungsspiel in Freiburg-Hochdorf teil und erreichte einen ersten Rang. Den Heuweiler Musikern „bibberte“ es schon ein wenig, als sie nach zwei leistungs- und besetzungsmäßig sehr starken Kapellen von 80 Mann antreten mussten. Vor einer großen Zuhörerkulisse spielte die Trachtenkapelle anlässlich der Gundelfinger Woche auf der Landesgartenschau in Freiburg. Im Freiburger Stadttheater hat die Trachtenkapelle Heuweiler in der Operette „Schwarzwaldmädel“ einen kleinen musikalischen Part übertragen bekommen. Im Wechsel mit der Trachtenkapelle Glottertal trat sie dabei im Spielplan 1986/87 wohl gegen 15mal auf. So können die früher begeisterten Laienspieler mal richtige Theaterluft schnuppern.


Dank und Verpflichtung:

Was so vor nun mehr vor fast 120 Jahren von den Gründern im Vertrauen darauf, dass es immer wieder Menschen geben würde, denen ihre Ideale etwas bedeuten, grundgelegt wurde und die hofften, dass das begonnene Werk weitergetragen würde in die Zukunft, von der sie nicht ahnen konnten, wie stürmisch und bewegt sie sein werde, liegt nun rückschauend offen vor uns und berechtigt, Gründungstat und Vereinsgeschichte zu ehren. Dankbar gedenken wir am Schluss dieser Chronik den Männern der ersten Stunde.
Dank gesagt sei auch denen, die den Verein bis heute, ob musizierend oder hörend, die seine Zielsetzungen
-Freude den Menschen zu vermitteln, Gott zu loben durch Musik, die Volksmusik zu pflegen-
unterstützten.
Wir ermahnen die Heutigen und bitten die Kommenden, dieses Erbe zu schätzen und weiterzugeben.


 

Unsere Vorstandschaft (1947-2020):

 

Unsere Vorstandschaft 1947-2020